Der "elfenbeinerne Turm" steht in schlechtem
Ruf bei den Bewohnern intelektueller Kaschemmen. (Dávila)
Mein Unterfangen, die deutsche Romantik aus der Sicht Gómez
Dávilas darzulegen, ist wahrlich ein spezielles! Wo es wenige sind, die sich
für einen kolumbianischen Aphoristiker interessieren, werden es noch weniger
sein, die dessen Meinung über eine Epoche des 19. Jahrhunderts lesen wollen. Ich
schreibe über den Bruchteil eines Bruchteils. Dass eine solche Tätigkeit
verpönt ist oder provozierend auf viele andere wirkt, hat mit Vorurteilen
zu tun, die den Elfenbeinturm betreffen.
Ich für meinen Teil kann nur schwärmend von ihm
berichten. Zwar maße ich mir nicht an, ein Bewohner desselben zu sein, doch ich
habe ihn des öfteren betreten. (Das lässt mich sogar ein wenig stolz
werden.) Wenn man auf die umliegenden Felder herabblickt, eröffnen
sich vielsagende Einsichten.
Die Alternative zum Turm aus Elfenbein ist schlichtweg der
Alltag. Wer in ihm gefangen noch Zeit und Energie findet, philosophisch
zu werden, kann nur eine schlechte Meinung von Leuten haben, die sich fernab
der alltäglichen Gedankenmühle um scheinbar sinnlose, geisterhafte Dinge sorgen.
Überhaupt ist es doch erstaunlich, wieso
Weltabgewandtheit in der heutigen Zeit so abwegig, gar skandlös erscheint. Ist
es nicht besser, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, als die Umtriebigkeit
der heutigen Welt samt ihrem Zerstreuungspotenzial zu erhöhen?
Der Elfenbeinturm als Zuflucht und Ort der Sammlung und
Konzentration - das ist es, worum es hier auch geht.
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