Die
Historiker der Zukunft werden es schwer haben, zwischen den Träumen und den Albträumen
dieses Jahrhunderts zu unterscheiden. (Dávila)
Nicolás Gómez Dávila
lebte im 20. Jahrhundert und fundamentale Veränderungen des Zeitgeistes sind für
das 21. Jahrhundert nicht abzusehen. Vieles wird extremer, die Grundlagen
bleiben gleich. Man kann ein digitales Zeitalter ausrufen und im gleichen
Atemzug einen neuen Menschen, doch die tiefergehende, langfristige Analyse, die
spontane Intuition legt nahe, dass die Erfindung des Smartphones beispielsweise
Ausdruck eines nach wie vor gleichen Umgangs und Verständnisses von Technik und
Wissenschaft ist.
Obiger
Aphorismus besitzt demnach weiterhin Relevanz. Als ich ihn zum ersten Mal las,
entsprang mir ein schönes Lachen: Ein Historiker der Zukunft beschäftigt sich
mit Sehnsüchten und Phantasien unserer heutigen Zeit und verzweifelt, weil er
sich nicht sicher sein kann, Artefakte und Fragmente richtig zu deuten. Er
berät sich vielleicht mit Kollegen seines Fachs und sie diskutieren, was nun
positiv oder negativ einzuschätzen ist. Eine köstliche Szenerie!
Dies
impliziert einen zukünftigen Bruch mit der gegenwärtigen Lebenswelt. Es fliegt
uns also auch ein Funken Hoffnung an - nämlich dass in Zukunft andere Zeiten
herrschen werden; Zeiten, in denen die Menschen wieder zur Besinnung gekommen
sind. Obiger Aphorismus hat so gesehen auch eine romantische Seite. Denn wie
Dávila sagt:
Die
Romantik drückt im Wesentlichen das Verlangen aus, nicht hier zu sein: hier an
diesem Ort, hier in diesem Jahrhundert, hier in dieser Welt. (Dávila)
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