Freitag, 24. Januar 2020

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Das Hineinreichen der Romantik in unsere Zeit, ihre Ausläufer und feinen Verästelungen sind wertvoll und, wie aufgezeigt, schutzbedürftig für Dávila. Im Folgenden wird auch klar, wieso er den Romantikern einen solchen besonderen Stellenwert beimisst:

Alle werden wir ein bisschen bösartiger, wenn wir für eine gewisse Zeit den Kontakt zu den großen Dichtern der Romantik verlieren. (Dávila)

Sein Anliegen ist demnach, die Verbindung zur Geisteshaltung der Romantik nicht abreißen zu lassen. Obiger Aphorismus legt zudem nahe, dass die Lektüre der großen Romantiker eine Medizin sein kann, welche den seelischen Verfall bremst oder gar stoppt. Dies gilt Dávila nach für alle Menschen. Es handelt sich bei der Romantik also um eine Lebens- und Denkweise, die grundlegende, allgemeingültige Wesenszüge des Menschen anspricht und sichtbar macht, mehr noch, die negativen charakterlichen Eigenschaften hindert, sich auszubreiten und womöglich die Überhand zu gewinnen.
Ein paar nicht ganz ernst gemeinte Fragen, die hier anklingen, aber offen bleiben: Wie darf man jemanden einschätzen, der noch nie von Novalis gehört bzw. gelesen hat? Muss derjenige zwangsläufig ein bösartiger Mensch sein? Oder andersherum: Ist ein bösartiger Mensch vorstellbar, der gerne Eichendorff liest?   
Ebenso steckt ein weiterer Gesichtspunkt in obigem Aphorismus. Man kann ihn herauslesen, sobald man sich vor Augen führt, wie viele Menschen der heutigen Zeit und Gesellschaft den Kontakt zu den großen Dichtern der Romantik bereits verloren haben.

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