Das
Hineinreichen der Romantik in unsere Zeit, ihre Ausläufer und feinen
Verästelungen sind wertvoll und, wie aufgezeigt, schutzbedürftig für Dávila. Im
Folgenden wird auch klar, wieso er den Romantikern einen solchen besonderen
Stellenwert beimisst:
Alle
werden wir ein bisschen bösartiger, wenn wir für eine gewisse Zeit den Kontakt
zu den großen Dichtern der Romantik verlieren. (Dávila)
Sein
Anliegen ist demnach, die Verbindung zur Geisteshaltung der Romantik nicht
abreißen zu lassen. Obiger Aphorismus legt zudem nahe, dass die Lektüre der großen
Romantiker eine Medizin sein kann, welche den seelischen Verfall bremst oder
gar stoppt. Dies gilt Dávila nach für alle Menschen. Es handelt sich bei der
Romantik also um eine Lebens- und Denkweise, die grundlegende, allgemeingültige
Wesenszüge des Menschen anspricht und sichtbar macht, mehr noch, die negativen charakterlichen
Eigenschaften hindert, sich auszubreiten und womöglich die Überhand zu
gewinnen.
Ein paar nicht ganz ernst gemeinte Fragen,
die hier anklingen, aber offen bleiben: Wie darf man jemanden einschätzen,
der noch nie von Novalis gehört bzw. gelesen hat? Muss derjenige zwangsläufig
ein bösartiger Mensch sein? Oder andersherum: Ist ein bösartiger Mensch
vorstellbar, der gerne Eichendorff liest?
Ebenso
steckt ein weiterer Gesichtspunkt in obigem Aphorismus. Man kann ihn herauslesen,
sobald man sich vor Augen führt, wie viele Menschen der heutigen Zeit und
Gesellschaft den Kontakt zu den großen Dichtern der Romantik bereits verloren
haben.